Herden-Management










Wir betreiben Mutterkuhhaltung in einer annähernd natürlichen Herde: im Familienverband mit Tieren allen Alters und ohne die übliche Trennung von Zucht- und Masttieren.

Dieses Herdengefüge stellt uns zwar vor einige Herausforderungen, hat aber auch unschlagbare Vorteile für die Sozialisierung und das Wohlbefinden der Rinder: Die Tiere besitzen ganz unterschiedliche Charaktere und Erfahrungswerte, die sie in die Herde einbringen. Sie erziehen sich gegenseitig und lernen voneinander. Es bilden sich Freundschaften und enge Mutter-Kind-Bindungen, die auch nach Jahren bestehen bleiben. Die erfahrenen Alttiere strahlen Ruhe und Sicherheit aus, während die Kälber und Halbwüchsigen mit ihrer ausgelassenen und neugierigen Art für Spiel und Spannung sorgen. So ist das Leben in der Herde harmonisch und abwechslungsreich und die Tiere verbringen ein glückliches Leben, in dem sie ihre angeborenen Instinkte und Verhaltensweisen auch ausleben können.

Unsere Kühe werden nicht künstlich besamt, sondern vom mitlaufenden Bullen gedeckt (Natursprung).

Die Kälber verbleiben nach der Geburt bei ihren Müttern und bekommen daher in den ersten Lebenswochen ausschließlich die so wertvolle Muttermilch bis sie von ganz alleine zusätzlich Gras und Heu fressen. Kälber und Jungtiere trinken bei uns so lange am Euter bis sie von der Mutter entwöhnt werden oder diese ein neues Kalb bekommt. Das ist gut für die Entwicklung des Nachwuchses und die Mutterkühe laufen weniger Gefahr zu verfetten. Bei Fleischrindern ist es gängige Praxis, die älteren Kälber spätestens 2 Monate vor der nächsten Kalbung von den Müttern zu trennen. Das tun wir nicht. Unsere Mutterkühe regeln das von alleine, ganz ohne Stress und Gebrüll. Euter- oder Biestmilchprobleme durch lange Säugezeiten gab es bei uns noch nie. Und die alten Kälber aktzeptierten bisher immer, dass ihre Säugezeit vorbei ist, wenn Mama ein neues Kälbchen hat.


Die Milch macht´s!
Die Milch macht´s!

Wie auf der Sommerweide sind auch im Winterstall alle Tiere als Herde zusammen. Abkalbende Kühe oder kranke Tiere separieren wir nur so lange wie nötig von den anderen, mittels Holzriegeln. So haben sie weiterhin Kontakt zur Herde. Die Kälber können bei den Großen herumlaufen, haben im Stall aber zusätzlich freien Zugang zu einem extra Kälberbereich mit freier Sicht auf die Herde, damit sie ungestört fressen und ruhen können, ohne von den Großen verdrängt zu werden.

Um Inzucht und Rivalitätskämpfe in der Herde auszuschließen, lassen wir die weiblichen Jungtiere (Färsen) noch vor der Geschlechtsreife schlachten (mit spätestens 11 Monaten) und die männlichen Kälber im Alter von 4 Monaten vom Tierarzt mit einer nichtinvasiven Methode zu Ochsen machen (Burdizzo-Zange, mit Betäubung und Schmerzmittel). Die Ochsen lassen wir mit etwa 3 Jahren schlachten.

Da wir nur einen gemeinsamen Stall für alle Rinder haben, alle Weideflächen direkt beieinander liegen und Abkalbungen bei uns nicht saisonal stattfinden, können wir nicht einfach eigene Mutterkühe nachzüchten, wie es bei Milchvieh- und Mutterkuhhaltung eigentlich üblich und sinnvoll ist. Denn die jungen Färsen müssten vom Beginn der Geschlechtsreife bis zur Deckreife vom Altbullen (Vater) bzw. vom neuen, blutsfremden Bullen sicher getrennt werden (etwa ein Jahr lang), was unsere Stallgegebenheiten und Abkalbezeiten (noch) nicht gewährleisten. Diese Tatsache stellt einen großen Nachteil unserer Haltungsbedingungen dar, denn Tierzukäufe sind teuer und aufwendig, bergen immer das Risiko, Krankheiten in den Stall einzuschleppen (genauso wie vorübergehende Pensionshaltung) und Zuchteignungen beruhen nicht auf der Wissens- und Erfahrungsbasis der eigenen Zuchtlinie. Hier zeigt sich, dass Stall- und Weidegegebenheiten sehr gut durchdacht werden sollten, bevor man Zuchtrinder anschafft oder auf andere Haltungsformen umstellt, z.B. von Stall-Milchvieh auf Mutterkuhhaltung mit Weidegang! Wenn die Tiere schon da sind, wie es bei unserer Hofübergabe war, lassen sich (bauliche) Veränderungen im laufenden Betrieb unter Umständen nur schwer bis gar nicht mehr realisieren.