Umgang mit den Rindern
In der Rinderhaltung legen wir besonderen Wert auf Wohlbefinden, Gesundheit, Robustheit und
leichtes Abkalben. Wie wir mit den Tieren umgehen, hat natürlich großen Einfluss darauf.
Bedingt durch unsere Haltungsform (Stall mit angrenzender Sommerweide) haben wir täglichen, direkten Kontakt mit den Tieren und kennen unsere Spezis sehr gut. Natürlich haben wir auch besondere Lieblinge. Die engste Bindung besteht zu den Mutterkühen. Aber auch manche Ochsen, die wir einige Jahre großziehen, wachsen uns manchmal so sehr an´s Herz, dass wir sie am liebsten gar nicht mehr hergeben wollen.
Für
uns sind die Tiere keine "Produktionseinheiten", sondern liebenswerte
Individuen mit eigenem Charakter und Persönlichkeit. Jedes Tier hat
seinen Namen, den es auch kennt. Wir
nehmen uns Zeit für die Rinder, streicheln und kratzen sie regelmäßig,
beobachten ihr Verhalten und ihre Verfassung und versuchen bei allem was wir tun, die Tiere respektvoll zu behandeln, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, ein harmonisches Herdengefüge zu ermöglichen und sicherzustellen, dass sie ihr rindereigenes (Sozial-)verhalten ausleben können. Klar, müssen wir auch mal Kompromisse machen und nicht immer herrscht nur eitel Sonnenschein. Wenn´s z.B. zwecks Blutabnahme oder Klauenpflege von der Weide in den Stall oder in den Behandlungsstand gehen soll, müssen wir zur Not auch mal durchgreifen. Aber Stress und Zwang sind bei uns die Ausnahme und von den Tieren schnell vergessen und vergeben.
Die in der Weidezeit geborenen Kälber sind oft etwas wild und scheu. Unser Tierarzt, der die Bullenkälber kastrieren muss, kann davon ein Lied singen :) Sie haben meist kein Bedürfnis Kontakt zu den "komischen Zweibeinern" aufzubauen. Alles was sie brauchen ist Mama mit der Milchbar, Platz zum Rumdüsen und ihre arteigenen Kumpels um Unfug zu treiben. Gar kein Vergleich zu knuddeligen, zahmen Milchviehkälbern in ihren Einzel-Iglus! Gerade in der Weidezeit profiteren wir von den "alteingesessenen"
Rindern. Die Mutterkühe, der Bulle und die älteren Ochsen haben Vertrauen zu uns und
wissen wie der Hase läuft. Sie kennen die Routine und Kommandos. Kälber orientieren sich an ihnen und lernen von den
Alten.
Durch die täglichen Fütter- und
Reinigungsarbeiten v.a. im Winterstall gewöhnen sich die Tiere dann langsam an uns. Und wenn sie erstmal kapiert haben, dass Menschen lecker Futter bringen und ihnen ausgezeichnet den Pelz kratzen können, werden sie manchmal richtig anhänglich.
Es macht
sich sehr bezahlt, Zeit zu investieren, den Charakter der
einzelnen Tiere kennenzulernen, durch Ruhe und Streicheleinheiten Vertrauen aufzubauen und sich durch sicheres und bestimmtes
Auftreten Respekt zu verschaffen. Das macht nicht nur Spaß, sondern minimiert auch Stress und Angst
während der unumgänglichen Pflege- und Gesundheitsmaßnahmen (z.B.
Klauen schneiden, Blutabnahme, medizinische Behandlung, Geburtshilfe) und
erhöht die Sicherheit für Mensch und Tier, auch bei der täglichen Routine.
Unsere Lauser halten uns ganz schön auf Trab. Sie bringen uns zum Lachen und machmal rauben sie einem den letzten Nerv. Langweilig wird´s jedenfalls nie und wir haben trotz der vielen Arbeit sehr viel Freude an ihnen. Bei den Tieren im Stall oder auf der Weide zu sein, sie zu streicheln und ihnen beim Fressen und Wiederkäuen zuzuschauen, ist wie Meditation. Man wird irgendwie geerdet.
Trotz aller Erfahrung, die man im Laufe der Zeit sammelt, können Rinder einen immer wieder überraschen. Im Umgang mit Tieren kann man nie auslernen. Und die Wahrheiten von heute sind ja bekanntlich die Irrtümer von morgen. Und so lernen wir weiterhin von unseren Dicken...
- Hier habe ich noch ein paar persönliche Ausführungen und Tipps zum Thema Erziehung und Sicherheit im Umgang mit Rindern, für interessierte Rinderhalter oder die, die es werden wollen.